Stanford D1-SM-ECW

Gebrauchte Westerngitarre bei Ebay kaufen?

Hier eine Stanford 46 D1-SM-ECW – Erfahrungsbericht:

Für diese Gitarre habe ich im Oktober 2018 254,90 Euro, Versandkostenanteil 14,90 Euro bezahlt. Gut finde ich, wenn es in der Bucht mehrere gute Bilder gibt, die man dann genau inspizieren kann. Auf den Fotos der Stanford D1 ist zu sehen, dass sie recht schmutzig ist. Sonst ist mir aber nichts gravierendes aufgefallen.

Vor einem Gebot recherchiere ich immer im Netz nach dem aktuellen Preis, falls es die Gitarre noch neu zu kaufen gibt. Alternativ versuche den letzten Verkaufspreis raus zu kriegen, was meistens gelingt. Diese hier kostete neu am 24. Oktober 2018 zwischen 499,- und 529,- Euro. Eine typische Midprice Gitarre also!

Zur Marke gibt es zu sagen, dass Stanford ein deutscher Vertrieb für China-Gitarren, bei den billigeren Modellen ist. Die Gitarren am oberen Ende der Preisskala sollen aus der renommierten Fabrik von Frantisek Furch aus Tschechien stammen. Welche Modelle das genau sind weiß ich allerdings nicht. Allgemein haben die Stanfords einen guten Ruf wegen ihres hervorragenden Preis-Leistungs-Verhältnisses. Da ich schon eine besitze und zwar eine aus dem mittleren Segment der ersten 46er Serie, eine D56-SMS-ECW, die sehr gut klingt und super zu spielen ist, beschloss ich zu bieten und bekam den Zuschlag. Ein schneller Versender war der Verkäufer nicht, doch nach gut einer Woche stand sie gut verpackt in meinem Wohnzimmer.
Hier die Fotos aus dem Ebay-Angebot:

Was passiert, wenn man die Gitarre in Händen hält und genau anschaut kommt jetzt:

Die Gitarre fühlt sich sehr leicht an, das liegt an der Bauweise, was die Hersteller-Specs auch belegen:

Quelle: stanford-guiitars.com

Nur Decke und der Hals sind massiv, der Rest ist ein furniertes Laminat. Damit ist sie meine bisher einzige nicht vollmassive Gitarre.

So und nun geht es los mit einem kurzen anspielen. Der Sound ist beim ersten Eindruck fast dröhnend laut, viel Mitten und Höhen und relativ wenig Bass, insgesamt etwas aufdringlich – zumindest beim ersten Eindruck..
Nun folgt nach der Waschung der Patientin mit einem feuchten Tuch die genaue Untersuchung auf dem OP-Tisch. Was ich alles entdeckt habe hier als Mängelliste:

  • seltsame Klarlackspuren rechts unterhalb des Schallloches (eigentlich hat die Gitarre ein Natur-Finish)
  • alle Mechaniken sind locker, inklusive der Befestigungsschrauben am Hals, 4 von 6  O-Ringen der Mechaniken sind gebrochen
  • die unterste Mechaniken auf der rechten Kopfseite stößt beim Drehen an die Kopfplatte und hat dort Spuren hinterlassen. Die nächste in der Reihe lässt sich nicht nachjustieren!
  • natürliche Spielspuren gibt es an den etwas stumpfen  Bünden in der unteren Saitenlage
  • das Griffbrett ist sehr trocken
  • kleinere Macken gibt es am Kopfteil oberhalb des Schriftzuges
  • Die Saitenabstände an sich passen, doch liegt die hohe E-Saite ungewöhnlich weit weg vom Rand des Griffbrettes – da muss wohl ein neuer Sattelknochen her um das zu korrigieren. Der Unterschied ist unten deutlich zu sehen!
  • dass kein Gurtpin verbaut ist, ist nichts Ungewöhnliches, den werde ich nachrüsten!

Bei Interesse steht diese Gitarre zum Verrkauf! Du erhältst eine laute Dreadnaught, die nach meinem Setup nun super zu spielen ist und klassisch schön aussieht. Durch die massive Decke wird sich der Klang über die Jahre sicher noch verbessern. Angebote per Email erwünscht – nur Abholung bei Barzahlung!

Natürlich sind die genannten Punkte ärgerlich. Es entsteht der Eindruck, dass hier B-Ware angeboten wurde. Zumindest in der Artikelbeschreibung hätte der Verkäufer auf die Mängel hinweisen müssen. Um die Gitarre benutzen zu können sind etliche Reparaturen notwendig.

Was ganz schnell ging: Die Abdeckung an der Unterseite der Mechaniken sah zunächst zerkratzt aus, doch da war einfach noch das Schutzplastik des Herstellers drauf, das ich sofort abgezogen habe.
Gitarren-Politur drauf auf den Korpus (normale Möbelpolitur ist gefährlich, weil sie manche Gitarrenlacke angreift) und die ganzen Gitarre sorgsam damit einbalsamiert. So manche Spuren der Vergangenheit ließen sich damit entfernen.
Nun die alten Saiten runter und die Bünde mit feiner Stahlwolle abgeschliffen um die gröbsten Scharten etwas auszugleichen. Danach habe ich das Griffbrett mit speziellen Griffbrettöl beträufelt, einwirken lassen und dann den Überstand mit einem Baumwolltuch sanft aufgenommen. Es überrascht immer wieder wie viel Öl das Griffbrett-Holz aufnimmt.

Die Mechaniken:
Da ein kompletter Satz passender neuer Mechaniken circa 30 bis 50 Euro kostet, habe ich nur die defekten O-Ringe ersetzt und alle Schrauben nachgezogen. Eine Mechanik ließ sich leider nicht mehr richtig nachstellen. Mal sehen ob sie die Stimmung hält!
Was für eine B-Ware Gitarre spricht, ist auch das nicht exakt platzierte Loch der Mechanik für die hohe E-Saite, mit neuem O-Ring lässt sich die Mechanik gerade so drehen, dass sie nicht mehr an der Kopfplatte anstößt.

Einen neuen Sattel-Knochen (8-12 Euro kostet der) habe ich gekauft und mit dem vorhandenen verglichen. Um den verklebten alten Sattel zu lösen muss die Gitarre mit einer Schraubzwinge am Tisch fixiert werden. Nun kann man mit einem Hammer und einem passenden Eisen den Sattel vorsichtig nach einer Seite lösen. Der neue wird nun mit einem Sandpapier auf die exakte Größe des alten geschliffen. Nach der Montage wandert die E-Saite tatsächlich zwei bis drei Millimeter nach außen in eine normale Spielposition. Danach wurden die Kerben mit jeweils passender Sattelfeile angepasst.
Nun macht die Stanford einen deutlich besseren Eindruck – möglicherweise werde ich irgendwann die Mechaniken tauschen müssen.

Hier die Fotos zum Text: