Fenix Western-Gitarren
Von Fenix Gitarren habe ich tatsächlich in den 90er Jahren zum ersten Mal gehört. Die wurden in meinem Umfeld nicht besonders geschätzt, obwohl keiner wirklich mal eine in der Hand gehalten hatte. „Koreakracher“ war eine der abwertenden Bezeichnungen für diese Marken. China gab es damals im Gitarrenmarkt noch nicht und die Japaner waren bereits etabliert mit Marken wie Yamaha, Ibanez oder auch dem Martin-Kopierer Morris.
Richtig gute Gitarren gab es damals eh nur Made In The USA, so dachten wir damals – und die ganzen Gibsons, Martins, Guilds, und Fenders etc. waren leider unerreichbar teuer. So dauerte es und dauerte es bis ich 2016 per Internet anfing zu recherchieren, was es denn alles so gibt, an noch nicht überstrapazierten Sammlermarken und schließlich auf den Namen Fenix stieß. Wenig handfeste Informationen waren zu finden, lediglich manche der E-Gitarren wurden gelobt. Geheimtipp also! Ich, als Acoustic-Spieler interessierte mich eher für die Westerngitarrenabteilung. Mein Kalkül: Keiner kennt sie und sie sind erschwinglich. So beschloss ich, mir die mal anzusehen und habe bei Ebay meine ersten beiden ersteigert. Und langsam wächst die Sammlung. Der Plan: Ohne Stress und Zwang immer mal wieder kucken, was es denn so zu ersteigern gibt. Daneben bin ich immer auf der Suche nach Informationen zur Marke und den Gitarren. Ich trage hier das zusammen was ich rausgefunden habe – wobei alles mit einem Fragezeichen versehen ist, weil es kaum gesichertes Wissen gibt. In den letzten Jahren sind scheinbar auch noch andere auf die „Fenix“-Idee gekommen – was sich auf die Preise auswirkt. Auch gibt es eine halbwegs rege Facebook-Gruppe zu Fenix-Gitarren mit vielen Fotos.
Wie sind die Gebrauchtpreise?
Im Moment wird eine D-40, ein etwas einfacheres Modell der Dreadnaught, bei Ebay angeboten für einen Mindestpreis von 440 Euronen. Meine letzte Fenix, die ich 2024 gekauft habe ist eine B1, ein höher einzustufendes Modell, für die ich lediglich 140 Euro auf den Tisch legen musste. Es kommt stark darauf an wer die Gitarre verkauft, erfahrene Musiker verlangen erfahrungsgemäß etwas mehr für die Fenixe. Glück und Geduld braucht es aben auch.
Was ich recherchiert habe:
Fenix Gitarren.. …wurden zwischen 1989 und 1992 und dann wieder ab 1996 bis circa 2000? gebaut. Immer wieder wird gefragt, wie sich eine Fenix bestimmen lässt, doch ihre Seriennummern halten sich nicht an die Fender-Logik (E1=1981), deshalb ist es schwer eine Fenix exakt zu datieren. Während der späten 80er Jahre bis zu den frühen 90ern baute Young Chang in Korea elektrische Gitarren und Bässe für Fender, auch die „Billig“-Fender Marke Squier stellte er her. Außerdem baute er akustische und elektro-akustische Gitarren unter seinem eigenen Markennamen Fenix Instruments Corporation. Weil die Gitarren selbst und der Schriftzug Fenix dem von Fender zu ähnlich waren gab es einen Lizenzstreit mit Fender, weshalb die Produktion und der Verkauf enden mussten. Weil viele Fenix als auch Fender und Squier-Gitarren in denselben Fabriken gebaut wurden, gibt es also doch Fenix Gitarren, die den Buchstaben E, in der Seriennummer, wie es auch Fender tat, nutzten.
Firmengeschichte: Sung-Eum war eine Gitarrenbaufirma die 1972 von Hyun Kwon Park gegründet wurde. Young Chang wurde später sein Partner, und zusammen bauten sie neben Fender auch etliche Gitarren für Ibanez. Der koreanische Name ’sungeum‘ bedeutet wörtlich übersetzt, „den Klang vollenden“. Bekannt wurde Fenix auch für den Bau von, angeblich recht guten Pianos. Mitte der 90er Jahre wurde am Rande des Ruhrpotts in Viersen ein großer Vertrieb eingerichtet von dem aus Young Chang den europäischen Markt aufrollen wollte. Die Qualität der Gitarren war schwankend, manche Modelle zu abgefahren und billig für den europäischen Markt, doch es gab eine große Zahl an hervorragenden E-Gitarren und Bässen, die auch nach 2020 gebraucht ein Schnäppchen sein können. Doch auch der Zukauf anderer Marken konnte das Geschäft nicht retten und so war nach nur wenigen Jahren Schluss. Angeblich wurden die übrig gebliebenen Gitarren der Konkursmasse zum Teil an die Mitarbeiter als Entschädigung vergeben. Über Young Chang und die Klaviere gibt es einen Wikipedia-Eintrag: „klick“ Heute gibt es wieder Fenix Gitarren in Korea, die bis jetzt jedoch nicht bei uns aufgetaucht sind. Eine Firmenwebsite (https://www.fenixmusical.com/) bietet eine breite Palette an Instrumenten und Zubehör an. Auf youtube gibt es ein Review video zu einer neuen Fenix aus dem Jahr 2016 (klick). Klickt man auf den user und schaut nach dessen videos, so finden sich weit unten zahlreiche weitere Reviews. Ein koreanischer Online-Handel hat aktuell diverse Modelle im Angebot (klick). Fenix lebt also und auch der Name Young Chang taucht immer wieder auf. Vielleicht ist es nur eine Frage der Zeit und natürlich der Qualität der Gitarren, bis Fenix wieder nach Europa kommt!
Was andere über Fenix sagen:
Das Mitglied „Tontaube“ aus dem www.gitarren-forum.de schreibt:
Fenix Gitarren
sind beliebte und mitunter günstig zu ersteigernde E- und Acoustikgitarren aus Korea.
Hersteller ist und war der Konzern Young Chang, der Klaviere und Flügel im unteren Preissegment herstellte und (vornehmlich in den USA) verkaufte. Zum Konzern gehört auch eine große Gitarrenfabrik, die als Zulieferer für viele Fernostmarken fungierte, sich im Bereich Acousticgitarrenbau als Hersteller der
Marke SIGMA (by Martin) einen guten Ruf erworben hatte und beinahe Nachfolger von SQUIER Japan geworden wäre,wenn man gleichbleibende Qualität hätte bieten können.
Aber Fender, selbst in großen Schwierigkeiten, suchte sich andere Partner.
Ende der 80er ging der Wirtschaftsboom in Korea so richtig los, wie das große Vorbild Japan, kopierte und produzierte man Haushaltsgeräte, Elektronikprodukte und auch Musikinstrumente in großen Stückzahlen.
Die Marke FENIX wurde in Mitteleuropa eingeführt, Fender Tele und Stratkopien, Metalmodelle, Fender P-Bass und Jazzbasskopien, Martin-like Acoustics in zum Teil erfreulich guter Qualität,
zu Preisen, die 1989 fast konkurrenzlos waren ( Tele ca. DM 450.-, Strat um die DM 520.- usw. eine Top Martin Kopie für DM 800.- ), tolle Sache, hätte man doch was dran verdienen können, wenn die Qualitätskontrolle in Korea nicht so lasch gewesen wäre…
Die Hälfte der ausgelieferten Ware musste in Deutschland, einem Hochlohnland, penibel nachgearbeitet werden, das machte dann jeden Profit der Produktion von 1989 zunichte.
Die Musikalienhändler konnten sich dennoch freuen, bei einer damaligen Gewinnspanne von ca. 20 %.
Doch Young Chang investierte weiter, die Produktpalette wurde deutlich erweitert, eigene Luxusdesigns der Klassiker kreiert, 1990 bezog man ein großes Auslieferungslager in Viersen, die gesamte Palette an Klavieren und Gitarren wurde von dort aus vertrieben.
Der Qualitätsstandard verbesserte sich in einigen Serien (Gotoh Hardware, Shadow PU`s).
Es gab jetzt auch E-Acoustiks, Jazzgitarren und GIBSON- Kopien in (Preis/Leistungs mäßig gesehen) sehr guter Qualität, ein deutscher Giarrenbauer entwarf mit derMona Lisa eine ergonomisch tolle, leider optisch äusserst unattraktive Gitarre, man traute sich was.
Doch die Profite blieben irgendwo auf der Strecke….
Daran änderte auch der Kauf der Synthesizer Nobelmarke Kurzweil wenig, Service und Reparaturwesen in Europa waren sehr kostenintensiv.
Und so kam es wie es kommen musste: Das Abenteuer Fenix-Europa war Mitte der 90er beendet.
Fazit:
Die Marke Fenix ist ein Teil der koreanischen Gitarrengeschichte, nicht mehr und nicht weniger.
Die Qualität der Gitarren unterliegt z. T. sehr starken Schwankungen, meine Favorites sind die Teles, Fender Basskopien und die Martin nachempfundenen Acoustics.
Tipp:
Die Mapleneckmodelle der ersten Tele- und Stratserien (mit original Fenderkopfplattendesign) lassen durchweg eine bessere Saitenlage zu als die der Rosewood Neck Modelle, bei den folgenden Serien (mit Fenix Kopfplatte) änderte sich dies zum Besseren.
Wenn man alle Mythen (siehe unten) beiseite lässt sich durchaus ein schönes Stück ergattern, vorausgesetzt, man bietet auf das was man sieht und nicht auf blumige Produktbeschreibungen….dann kann es schon mal teurer als der ursprüngliche DM Verkaufspreis werden.
Mythen und Märchen:
Young Chang war und ist ein Konzern, kein Gitarrenbauer bei Fender, auch nicht verbandelt mit dem Fender Customshop, man liest sehr viele Märchen in dieser Hinsicht.
Hier ein Post zu Fenix aus dem Musikerboard: (klick zum Post)
„Also. Fenix war eine koreanische Firma. Der Vater von nem Kumpel von mir (Koreaner) ist von Korea nach Deutschland um Fenix hier auch zu verkaufen. Er war also der Vertriebsleiter für ganz Deutschland.. Doch da die Firma Fenix pleite gegangen ist wurde auch der Vertrieb in Deutschland gestoppt (logisch,ne? ) und somit stehen nur noch in Musikläden Einzelstücke.. Sind aber top Instrumente!
Dieser Kumpel durfte sich kurz bevor die Firma pleite gegangen ist von ca. 20 Gitarre, die sie noch im Keller zur Zwischenlieferung stehen hatten 2 aussuchen, die er behalten durfte, die andren wurden an Musikläden verkauft.. Leider hat er sich zwei Einsteigermodelle – eine auch noch in glitzerndem Pink – ausgesucht, weil er dachte die beiden wären die besten. Später hat er angefangen Gitarre zu spielen und jetzt ärgert er sich. Die Fenix Les Pauls sind echt geschätzte Instrumente.“
Hier der Katalog von 1996 als pdf: Katalog_96
Auf der Seite fenixguitars.com werden einige Westerngitarren unter dem Namen Fenix angeboten. Hier das Topmodell Emperor:
Wenn du als Leser oder Leserin mehr über Fenix weißt, freue ich mich über eine Nachricht. Klar dass jeder Wissensgewinn irgendwann hier einfließen wird.