Die sehr handliche EPIPHONE Masterbilt EF-500CCE /NS ist die Schwester der Masterbilt DR500 MCE, die es ebenfalls in Natur oder auch als sunburst Variante gab. Hergestellt wurden sie circa 2010 bis 2020? Zuerst wurden sie wohl in Indonesien gebaut mit „geplekten“ Bünden und Esonic2 Pickups. Dadurch hatten sie einen ausgezeichneten Ruf und wurden mit dreimal so teuren Taylors und Martins verglichen. Später ist die Produktion nach China verlagert worden, was angeblich zu einer schlechteren Qualität geführt haben soll. Es gibt viele Reviews zu den Masterbilts auf youtube und hier deshalb nur ein Link mit weiteren Informationen <klick>. Einen ausführlichen Test gibt es auf dem Klick hier zu Bonedo <klick> .
Die Specs laut Hersteller
– Hersteller: Epiphone – Bauform: Orchestra – Cutaway: Ja – Decke: Zeder – Massive Decke: Ja – Finish Decke: Matt –
Boden & Zargen: Palisander – Massive Boden & Zargen: Nein – Finish Boden & Zargen: Matt – Hals: Mahagoni –
Griffbrett: Palisander – Anzahl Bünde: 20 – Sattelbreite 44,5 mm – Mensur 648mm –
Tonabnehmerhersteller: Shadow – Stimmgerät: Ja –
Gewicht (kg): 2,07 – Farbbezeichnung: Natural Satin – Neupreis um die 650 Euro
Zur Geschichte meiner 500CCE:
Gebraucht gekauft bei Ebay im Jahr 2016 für den damals sehr günstigen Preis von 350 Euro (das hätte mich schon zum Nachdenken bringen können/sollen!). Ich wollte nach 20 Jahren wieder ein bisschen Fingerpicking ausprobieren und dachte, dass der etwas breitere Sattel dafür eine gute Grundlage sein könnte. Von Anfang an gefiel mir die Gitarre sehr gut, schließlich hatte ich ja schon mit der DR500, also der Dreadnaught-Variante mit schmalerem Sattel sehr viel Spaß gehabt. Im Urlaub in Kroatien fing ich gleich an mit dem Picking und erarbeitete mir ein erstes eigenes kleines Stück.
Leider war mir an der Gitarre schon früh aufgefallen, dass die Decke recht stark gewölbt war und beim Saitenwechsel merkte ich, dass die Brücke rechts und links schon keinen Kontakt zur Decke mehr hatte. Leider hatte der Verkäufer diesen Schaden verschwiegen. Weil der Kauf schon drei Monate zurücklag verzichtete ich auf eine Reklamation und ärgerte mich still vor mich hin. Selber Schuld, wenn man eine Gitarre bei Ebay kauft – jeder kennt die Gerschichte!
Dann kam die Recherchephase, die darin mündete, dass ich mir mein erstes Gitarrenwerkzeug kaufte: Eine Vorrichtung aus Metall mit der man die Brücke auf die Decke zwingen kann. Mein darauf folgender Versuch mit einem feinen Pinsel und einem Stück Papier den etwas verdünntem Leim unter die Brückenenden reinzuarbeiten und dann fest zu zwingen brachte leider nicht das gewünschte Ergebnis. Da half auch das neue „Zwingenwerkzeug“ nichts. Doch man konnte ja weiter auf der Epi spielen und so beschloss ich zu warten bis das Ding von selber abfällt. Das ist nie passiert, doch die Bridge löste sich immer weiter ab und die Epi wanderte in den Koffer und dann ins Regal.
Darum hat sich die Bridge gelöst
Mittlerweile hatte ich dutzende Gitarrenreparatur-Videos angesehen und etliche kleinere Reparaturen an verschiedenen Gitarren durchgeführt, die Mehrzahl davon sogar erfolgreich. Und so beschloss ich im Dezember 24 mir die Epiphone nochmal vorzunehmen. Bei der Inspektion mit einem Spiegel zeigten sich dann auch die Ursache für die Probleme: Einer der Stege (Nr.3 in Abbildung) des X-Bracings hatte den Kontakt zu Decke verloren, wahrscheinlich wurde bei der Herstellung geschlampt. Ohne den Halt durch das Bracing ist es sehr wahrscheinlich zur Wölbung der Decke und dann zur Bridgeablösung gekommen. Der Zug der aufgespannten Saiten, der hier auf Bridge und Decke wirkt ist ja auch enorm!
Keine leichte Aufgabe also für den Möchtegern Luthier – wie soll ich das wieder festkriegen? Also erstmal Pause! Nebenbei kaufte ich ein paar günstige China-Zwingen mit dem Namen „Deep-Throat-Clamp“ bei Amazon, die sehr lange auf sich warten ließen aber auch viel billiger sind als die echten luthier tools. Ich wollte es zumindest versuchen auch wenn so eine Reparatur von Außen fast nicht möglich erschien.
Nun musste zuerst die Bridge runter. Die Idee das Ganze mit einem Bügeleisen zu erhitzen, um den restlichen Leim unter der Brücke zu lösen kam mir erst später – ich spritzte brutal und gewissenlos, wie ich nun mal bin, warmes Wasser drunter und schob eine dünne Metallspachtel solange drunter bis sie sich endlich löste. Das Ergebnis hätte schlimmer sein können!
Na, ich will es kurz machen: Ich suchte mir ein Stück Spanplatte, dem ich die passende Form gab, damit es in den Korpus passt und auf dem Bracing als Unterlage zum Zwingen dienen konnte. Ich brauchte dann noch etwas Draht um das Holz von Außen in Position bringen zu können und mehrere Trockenversuche bis ich dann den losen Steg mit einem kleinen Holzkeil von der Decke wegdrückte und den stark verdünntem Leim mit einer Spritzflasche unter den Steg laufen ließ. Zwingen dranund eine Woche ruhen lassen.
Natürlich war ich gespannt ob das funktioniert hatte – ich rechnete mit allem – um so größer die Freude, als ich mit dem Spiegel sehen konnte, dass die Leiste zumindest fest aussah, was die die Prüfung mit der Hand zum Glück bestätigte. Der Rest war dann vermeintlich einfacher, was dann gleich zu einem ärgerlichen Fehler führte:
Mit meinem Anreißwerkzeuge schnitt ich durch den Lack rund um die Bridge, die ich mit den Pins wieder in Position gebracht hatte. Damit ich besser sehen konnte mit meinen alten Augen, nahm ich die Brille ab und ging ganz nah ran. Nach dem ersten Schnitt an der Stirnseite kam mir das etwas seltsam vor. Zu spät allerdings ich hatte die Pins und somit die Bridge nicht richtig gesetzt und nun weiter unten (siehe die Bilder) einfach so mal einen häßlichen Schnitt in die Decke gemacht. Zum Glück gehört die Gitarre mir und somit auch der Schaden. Wie blöd kann man sein? Saublöd! Doch ich glaube, dass solche Erfahrungen wichtig sind. Man kann nicht mal schnell nebenher etwas reparieren – es erfodert Planung und Konzentration. „Hudeln“ wird bestraft – zum Glück geht es hier aber nicht um Leben und Tod. Am anderen Ende, wenn eine Reparatur erfolgreich war und die Gitarre wieder spielbar ist und wunderbar klingt gibt es eine tiefe Befriedigung samt Freude. Da will ich hin!
Die Bridge wird wieder angeleimt
Wenn man sich die Bilder ansieht fällt auf, dass die Brücke zu einem beträchtlichen Teil auf dem Finish der Decke angebracht war und nur in der Mitte auf dem Deckenholz. Damit wird bei der Herstellung dafür gesorgt, dass der Übergang zwischen Bridge und Deckenoberfläche schön aussieht. Man nimmt in Kauf, dass die Bridge gar keine durchgehende und damit stabile Klebeverbindung zur Decke hat. Das ist eine typische Billigherstellung! Es hält hoffentlich bis zum Ende der Garantiezeit, doch die Wahrscheinlichkeit, dass die Bridge sich irgendwann löst ist groß. Da viele Hersteller so arbeiten, handelt es sich beim „bridgereplacement“ auch um eine der häufigsten Reparaturen überhaupt. Wenn , wie bei dem vorliegenden Exemplar, noch das schlecht verleimte Bracing unter der Decke sich löst, dann hat die Bridge keine Chance zu halten.
Also los geht es: Der alte Leim wird von der Bridge runtergekratzt und die Unterseite mit verschiedenen Körnungen Schleifpapier geglättet. An der Decke wird das Finish soweit vorsichtig entfernt, dass die ganze Brücke Kontakt hat. Der kleine Ausriß an der Oberfläche wird geleimt und nach dem Trocknen glätte ich die Oberfläche mit einem besonders geformten Schleifschwamm. Dafür nehme ich mir relativ viel Zeit – es soll diesemal ja für immer halten!
Damit ich unter der Bridge eine Zwinge anbringen kann, säge ich mir aus Sperrholz ein Dreieck, dass genau ins Bracing passt. Das kommt mit Doppelklebeband in die richtige Position und somit habe ich später die Hände frei um die Zwinge zu setzen.
Bevor es richtig ernst wird mache ich einen Trockendurchgang des komplettten Ablaufs und kontrolliere, ob alles richtig sitzt.
Nachdem der Ablauf passt, pinsele ich den Leim – hier nehme ich Titebond Standardleim – sorgfältig auf die Unterseite der Bridge und auf die Decke. Überstand, der herausquillt wird mit einem feuchtem Papiertuch abgewischt. Der Druck auf der Zwinge und auf die Flügel meines Hilfsgerätes wird langsam erhöht und ich übertreibe es nicht, denn es soll schon überall etwas Leim an der Klebestelle verbleiben. Ich mache das allerdings nach Gefühl. Wenn Profis diese Reparatur machen, dann setzen sie oft noch zwei weitere Zwingen – leider habe ich die nicht! So wie es jedoch aussieht kommt der Leim rundherum heraus und ich hoffe, dass das so ausreicht.
Fast fertig
Nach 24 Stunden sollte der Titebond-Holzleim augetrocknet sein. Ich konnte es kaum erwarten und löste vorsichtig die Zwinge. Die beiden Schrauben meines Tools waren wohl etwas festgeklebt und mussten erst mit Kombizange und Inbusschlüssel bearbeitet werden. Die Brücke sitzt fest auf der Oberfläche und die Deckenwölbung ist nicht ganz weg aber deutlich weniger. Ich glaube, dass es kaum ganz flache Westerngitarren gibt. Klär mich auf, wenn du es besser weißt. Etwas schwierig war es den Sattel-Piezo-Tonabnehmer wieder einzufädeln. Das war ein Geduldsspiel und irgendwann hat es geklappt.
Die Pinlöcher mussten mit einer Reibeaale und einer Rundfeile von Kleberesten befreit werden. Die Matte Oberfläche der Decke reinigt sich mit einem feuchten Tuch und einer minimalen Menge Spülmittel.
Meine zwei Fehlschnitte bei der Umrandung der Bridge zwecks Positionierung stachen mir unangenehm ins Auge. Die Oberfläche bleibt aber erst mal so wie sie ist. Ich warte ab ob die Reparatur dauerhaft ist und dann sehe ich weiter. Auf der Rückseite sieht man schön die Problematik eines matten Satin-Finish. Reibt man nämlich mit seiner Kleidung daran, was beim Spielen unvermeidbar ist, werden diese Stellen poliert und glänzen wie ein Fettfleck. Mit Politur muss man da vorsichtig sein oder gleich drauf verzichten. Bleibt also auch so wie es ist.
Nun kommen neue Saiten drauf und weil ich feige bin nehme ich 10er Saiten, die haben etwas weniger Zug auf die Brücke. Sonst habe ich fürs Fingerpicking 11er oder sogar 12er Saiten im Einsatz. Vielleicht später mal. Jetzt muss ich wohl ein bisschen auf der Masterbilt spielen!