Nach ein paar Monaten Suche fand ich dann diese 2060 auf Ebay und konnte sie zu einem halbwegs günstigen Preis (ja, deutlich mehr als 300 Öhre) ersteigern.
Als sie ankam, rechnete ich natürlich zunächst mit dem Schlimmsten, doch der erste Eindruck war recht gut:
Der Vorbesitzer wusste nichts oder wollte mir nichts über die Gitarre mitteilen und so weiß ich also recht wenig über ihre individuelle Geschichte.
Verkauft wurde sie vom Musikhaus Lux in Mühlheim an der Ruhr. Die Seriennummer ist auf die Rückseite der Kopfplatte geschrieben und überlackiert, doch sie lässt sich nicht genau lesen. Könnte 29189 sein, wobei die 8 nur geraten ist. In wie weit sie Rückschlüsse auf das Herstellungsdatum zulässt, ist für mich nicht erkennbar. Wahrscheinlich wurde sie irgendwann in den 70ern hergestellt…wie die Überlieferung sagt.
Aus dem Hoyer-Label, das man durch das Schalloch sieht, ist genau da ein kleines Rechteck ausgeschnitten, wo bei manchen Modellen die Seriennummer aufgedruckt ist. Was ich davon halten soll weiß ich nicht so recht!
Das lose Griffbrett-Binding ist schnell mit Sekundenkleber wieder an seinen Platz zurückgekehrt. Die drei etwas losen Bünde habe ich mutig mit dem Hammer und Unterleghölzern versenkt und sie sehen fest aus. Der Rest ist Kosmetik, die Plastik Bridge-Pins müssen weichen, das Griffbrett wird geölt und die Spielspuren an den Bünden werden weggefeilt und poliert. Die Saitenlage passt, doch was ist mit den Mechaniken? Sie drehen falsch herum, was nicht wirklich ein Problem ist. Aber, muss das sein?
Zwei Mechaniken müssen also runter, ich will sehen was da Sache ist!
Offensichtlich sind die Kluson nicht die Originalmechaniken, denn wenn ich die Mechaniken der beiden E-Saiten tausche, so dass sie richtigrum drehen würden, passt das wohl ursprüngliche Bohrloch nicht.
Im Netz fand ich ein Foto einer anderen 2060 wo die Mechaniken so aussehen:Diese zeigen den Schriftzug Hoyer und sind jeweils mit zwei Schrauben befestigt. Bei der 2060, die im Online-Museum bei GermanVintageGuitar abgebildet ist, sieht man jedoch ähnliche Kluson Mechaniken, jedoch richtig herum montiert.
An der Frage stehe ich nun mit meiner schönen 2060, denn einfach umdrehen geht nicht, da müsste ich neue Löcher bohren und die alten mit Wachs verschließen.
Passende Mechaniken zu finden für die vorhandenen Löcher ist unwahrscheinlich, also habe ich mich entschlossen, die vorhandenen umzusetzen. Der Ausbau ist ja problemlos, dachte ich, doch in der Ausbohrung der hohen E-Saite befand sich eine Plastikhülse mit Gewinde, wahrscheinlich der letzte Rest der Originalmechaniken. Mit ein wenig Überredungskunst und einer passenden Metall-Hülse ließ sich das Ding schließlich heraus drücken. Ein exakt passendes Holzwachs um die Löcher zu schließen hatte ich nicht, deshalb habe ich mit einem Filzstift und etwas Klarlack nachgebessert.
Die neuen Löcher, in dem Fall mit einem 2mm Stahlbohrer waren auch schnell gebohrt. Festgeschraubt und neue Saiten drauf – fertig! Knapp zwei Stunden plus einer Kaffeepause! Also halb so schlimm das Ganze und es hat sich gelohnt, finde ich!