Behringer Flow 8

Behringer Flow8_01Das Behringer Flow 8 ist ein kleines Digitalpult mit hybrider Bedienung – will heißen, man steuert es über eine App, die für Apples IOS oder für Android angeboten wird, oder wahlweise über die Fader und Regler. Es hat insgesamt 8 Eingänge:
2 x XLR, 2 x Kombi XLR/Klinke, 4 x Klinke – wobei letztere als Stereokanäle ausgeführt sind.
Die Bedienung über die App läuft, anders als bei den meisten Digitalpulten, nicht über WLAN oder Ethernetkabel sondern über Bluetooth.

Die Software bietet pro Kanal einen 4-Band EQ samt einen „Ein Knopf“-Kompressor. Für den Main-Ausgang, über 2 XLR-Einbau-Stecker, gibt es einen 9-Band EQ plus Limiter. Weiterhin hat der Flow 8 zwei Monitor-Ausgänge in 6,3 mm Klinkenausführung, einen Stereo-Kopfhörerausgang, einen Fußschalter-Eingang,einen USB-B Port zur Audioübertragung und zuletzt einen Micro USB Port zur Stromversorgung.

Als ich das erste Mal beim großen T. die Specs dieses Gerätes gelesen hatte, war mein Interesse geweckt. Ein Jahr und etliche Testberichte später habe ich das Teil gekauft und nun einem ausgiebigen Praxistest unterzogen.

Zunächst der Test als Live-Mischer:

Eingesetzt wurde es Anfang Juli 2022 auf der Liedermacherbühne des Ostengassenfests in Regensburg.
Ich dachte natürlich, dass hier maximal 2 Personen mit Gitarren plus Gesang oder sonstigen Instrumenten auftreten würden. Ein Fehler wie sich herausstellte!
Es trat alles an, zwischen 2 Solokünstlern mit Zusatzelektronik bis hin zur 5- köpfigen Rockband, von denen 4 auch noch gesungen haben.

Natürlich wäre es einfacher gewesen ein entsprechend großes Mischpult zu verwenden (das stand als backup zur Verfügung), doch ich wollte ja den Flow 8 testen, vor allem, weil aus Platzgründen kein FOH-Platz vor der Bühne möglich war. Deshalb kam zusätzlich ein 8-kanaliger analoger Kleinmischer von Peavey als Submixer zum Einsatz, dessen Summe über den Stereo-Eingang 7/8 dem kleinen Flow zugeführt wurde. Mit diesem Setup ließ sich die Veranstaltung halbwegs managen.
Die App, die man braucht um alle Funktionen des Flow 8 zu nutzen, ließ sich nach der Installation über den playstore problemlos mit dem Tablet, in diesem Fall einem Fire 10, „pairen“.

Die App:
Die Software selber ist relativ einfach gehalten und kann sofort auch ohne große Vorkenntnisse bedient werden. Sie zeigt auf dem Startbildschirm die 6 Eingangskanäle (5/6 und 7/8 sind ja in Stereo ausgeführt) eine blauen Mainkanal für die Einspeisung eines Signals vom USB-Ausgang oder einem Bluetooth-Signal z.B. vom Laptop, Handy oder PC und den Main-Out.
In der oberen Menüleiste findet sich ein „Zahnrad“-Knopf für die Einstellungen, ein Umschalter Mixer/Stage, Effektwege. FX1 und FX2 und dann noch Monitor 1 und 2.
Tippt man oben auf einen Kanal dann öffnet sich das Untermenü mit dem Channelstrip, das einen Gain-Regler zum Vorpegeln zeigt, sowie weitere für den Lowcut, die Balance im Stereo-Spektrum, einen einfachen Compressor und einen Kanal-Levelregler, der identisch mit dem jeweiligen Kanal-Fader auf der Startseite ist. Rechts davon findet sich der 4-Band Equalizer und darüber die Schalter für die Phantomspeisung, ein Muteschalter zum Stummschalten des Kanals und einen Soloknopf um nur den betreffenden Eingangskanal zu hören. Wird der ausgewählt erscheint auf der Hauptseite beim betreffenden Kanal ein S in gelbem Kreis, damit der Mischende eine Orientierung hat.

Noch weiter rechts auf dem Bildschirm gibt es ein mit „Mic“ beschriftetes Feld hinter dem man weitere Einstellungen, wie die Namensänderung, Kanalicons usw. vornehmen kann. Mehr dazu später.
Den Main-Zuspielerkanal kann man umschalten zwischen Bluetooth und USB, denn das Flow 8 lässt sich per Bluetooth bedienen und gleichzeitig kann man via Bluetooth Musik vom Handy einspielen. Da auf Hintergrundmusik verzichtet wurde habe ich diese Funktion nicht ausprobiert.

Zurück zur App: Um das möglich einfach zu erklären, muss man sich das so vorstellen, dass es mehrere Oberflächen sprich Mischpulte gibt und zwar für den Front Of House-Mix, die Effektwege F1 und F2 und die Monitorwege 1 & 2.

Das ist sehr cool gelöst, denn so lassen sich zum Beispiel die zwei Effektwege seperat und individuell einstellen und es lassen sich auch zwei voneinander völlig unabhängige Monitormixe realisieren, sogar wahlweise mit oder ohne die Effekte. Efffekte auf den Monitoren setzen die entsprechende Einstellung im Routing voraus (siehe Bild). Auswählen kann man aus 16 unterschiedlichen Effekten – wir haben nur einen verwendet und zwar einen Hall für die Vocals und Gitarren. Für Live-Anwendungen erscheint die Qualität der Effekte ausreichend zu sein.

Die Möglichkeit Szenen auf dem Tablett zu speichern und so bestimmte Setups auch vorzuprogrammieren hat mit dem Fire leider nicht funktioniert – das ist eigentlich schade denn jeder Kanal mus dann immerneu eingestellt werden. Liegt es am Tablet oder an mir? Im Netz finden sich jedenfalls keine negativen Aussagen dazu, außer bei mir scheint es wohl überall zu funktionieren. Was bei mir auch geklappt hat ist die Speicherung als Mix-Snapshot – hier wird offensichtlich im Mixer selbst gespeichert – aber vielleicht ist das ein Punkt, den ich in Ruhe nochmal überprüfen muss. Gerne darf mir eine Leserin oder ein Leser dieses Tests dazu etwas schreiben!

Das Mischen auf dem Tablett an verschiedenen Positionen vor der Bühne mitten im Publikum macht jedenfalls Spaß und hat auch bei 15m Abstand zum Mischer immer ohne Signalabriss funktioniert. Lediglich, wenn am Submixer Anpassungen nötig waren mussten wir zum Mischpult gehen.

Alles wurde per App eingestellt, von den zwei Monitorsounds bis zum FOH-Mix. Der Sound war sehr sauber und klar. Als FOH Lautsprecher wurden zwei aktive Maui 11 Mix Säulenlautsprecher verwendet. Die kamen nur bei einem Rocktrio, das ein wirklich lautes Schlagzeug hatte an ihre Grenzen. Dem Sänger mussten wir einen extra Lautsprecher verpassen, der nur seinen Gesang wiedergab.

Fazit für den Live-Einsatz
Einwandfrei funktioniert der Flow 8, wenn wirklich nur 4 – 6 Kanäle benötigt werden. Das Zusammenspiel mit dem Submixer funktionierte zwar, war aber bei Vollauslastung der Kanäle von Nachteil, weil eben direkt am Mischer gefummelt werden musste, der hinter der Bühne stand. Ich werde den Flow 8 in Zukunft einsetzen, wenn ich im Duo auftrete und selber von der Bühne mische. Das Tablet bekommt dann eine extra Halterung am Stativ.

Dass hier nicht alle Funktionen eines größeren Digitalpults vorhanden sind,  ist bei einem kleinen Act, guten Mikros und Lautsprechern sicher zu verschmerzen – dafür ist er klein und die Software ist übersichtlich. Klanglich gab es wirklich nichts zu meckern, vor allem, wenn man den Preis, circa 250 Tacken, des kleinen Hybridpultes anschaut!
Was ich nicht erwähnt habe, deshalb jetzt: Es gibt neben der Mixer-Seite noch eine „Stageseite“, offensichtlich gedacht für jemanden, der direkt von der Bühne mischt.Hier kann für alle Ebenen, also Main-Mix, FX-Mix und Monitormixe, sehr schnell die jeweilige Lautstärke angepasst oder ein Kanal mal eben schnell stumm geschaltet werden.

Was gibt es zu kritteln?
Wenig bis nichts – kommt natürlich auf die Perspektive an…
Das Konzept des kleinen Hybriden ist einzigartig und stimmig. Die reduzierten Features der Software machen es Einsteigern leicht, Profis werden natürlich genau das Bemängeln. Das Flow8 ist mit seinen circa 250 Euro in der Produktreihe preislich deutlich unter dem beliebten X Air XR16 (circa 460 Euro) eingeordnet, das dann auch die größere Tiefe bietet. Das Flow8 steht daher aus meiner Sicht im Moment konkurrenzlos da und ist eine klare Empfehlung für Einsteiger oder kleine Acts, vom Solo bis zu manchem Trio.

Das war der Flow 8 als Live-Mischer – doch das Ding kann ja noch mehr: Demnächst teste ich also, sobald ich die Zeit dazu finde, den Flow8 als Audiointerface fürs kleine Homestudio!