Hier geht es um gebrauchte Geräte für den medienpädagogischen Einsatz und die Erfahrungen, die ich auf mehreren Plattformen damit gemacht habe. Vorangesetzt: Ich kaufe seit vielen Jahren gebrauchte Technik, genauer seit 2005 bei Ebay und seit 10 Jahren hauptsächlich bei Kleinanzeigen, was die Plattform mit dem derzeit größten Angebot ist. Dass Kleinanzeigen so stark ist, hat zu großen Gewinneinbußen bei Ebay geführt.
Warum ich das mache liegt natürlich ganz stark an dem Wunsch bestimmte Geräte zu haben und zu nutzen, also der „Habenwollen-Effekt“. Bei etlichen Geräten, waren sie dann erstmal in meinem Besitz, stellte sich dann leider heraus, dass sie nicht meinen Anforderungen entsprachen, dass ich sie gar nicht brauchte oder dass ich gar nicht die Zeit hatte mich mit ihnen zu beschäftigen. Offensichtlich gibt es wichtigere und dringendere Dinge in meinem Leben.
Der Habenwolleneffekt ist weit verbreitet und verschwindet eigentlich niemals ganz. Er ist auch nicht bei jedem Menschen gleich stark ausgeprägt. Ich selbst kann ganz gut damit leben, auch wenn das manchmal bedeutet, dass ich Dinge wieder verkaufen muss und das fast immer mit deutlichem finanziellen Verlust.
Der Neukauf von Geräten, oder allgemein von Dingen, ist ja ebenso von diesem Phänomen betroffen – wer sich mit Technik beschäftigt, der „recherchiert“, sieht die Produktwerbung, liest die Tests und Reviews kreuz und quer durchs Internet und bei manchen Geräten stellt sich dann heraus: Ja, das muss ich einfach haben.
Ich habe mir ein paar Regeln zu eigen gemacht, die zumindest für mich, hilfreich sind:
1. Kaufe nie etwas, das gerade neu auf den Markt gekommen ist!
– der „Hype“ des Neuen vergeht schnell. Erst, wenn etwas nach einem oder zwei Jahren immer noch gut getestet und empfohlen wird, wird es interessant.
2. Versuche deinen Bedarf realistisch einzuschätzen!
– Für was genau brauchst du das und wann und wie und wie oft wirst du es nutzen? Falls die Antwort schwer fällt könnte es daran liegen, dass es nur der „Habenwollen-Effekt“ ist. Dann lohnt es sich noch länger nachzudenken.
3. Was kann das „neue“ Geräte besser als ein bereits vorhandenes?
– Oft sind die neuen Feautures nur marginal und evtl. das Geld nicht wert.
4. Wenn das angestrebte (Profi) Gerät noch zu teuer ist, kaufe kein weniger wertiges Surrogat!
– Reicht das Geld nicht, könnte man sein Begehren auf ein Ersatzgerät richten. Vergiss es – du wirst jedesmal, wenn du es in die Hand nimmst enttäuscht sein!
5. Prüfe genau, ob und welches Zubehör unbedingt notwendig ist und ob du dir das auch leisten kannst und willst!
– Was nützt der Body der tollen Sony Alpha, wenn du keine Objektive hast und auch noch Akku, Speicherkarten und Taschen brauchst um die Kamera sinnvoll einsetzen zu können.
6. Kaufe nur mit Käuferschutz und plane eventuelle Gebühren dafür mit ein – sie sind gut angelegtes Geld!
– Gefühlt gibt es bei Kleinanzeigen ebenso viele Betrüger wie ehrliche Verkäufer. Das habe ich leider selbst mehrfach erfahren müssen. Besonders „kultige“ oder einfach gute Technik, die viele schätzen, wird betrügerisch angeboten. Oft zu erkennen an einem besonders günstigen Preis. Wenn der Verkäufer, aus welchen Gründen auch immer, die geschützte Bezahlfunktion nicht akzeptiert ist ebenso vom Kauf abzuraten. Um den Käuferschutz bei Kleinanzeigen zu nutzen gibt es die Funktion „Direktkauf“ oder „ein Angebot machen“. Du zahlst als Käufer an einen Zahlungsdienstleister, also nicht direkt an den Verkäufer. Der Verkäufer bekommt erst sein Geld, wenn du als Käufer den Empfang der Ware bestätigst. Das mögen Betrüger natürlich gar nicht. Dann funktioniert auch die bekannte Masche nicht, bei der vom Betrüger ein Paket verschickt wird, natürlich mit Sendungsverfolgung, das aber außer etwas Müll nichts enthält. Auch offensichtlich defekte Ware verkauft sich so nicht wirklich gut, weil der Empfänger das sofort reklamieren würde.
Geräte, bei denen oft betrogen wird:
Keyboard: Yamaha PSR -SX 900 und größer, Digital-Mischpult: Behringer X-32 – alle Modelle, Actioncam/360 Grad-Camera: Insta 360 X5, Recording-Multitracker: Zoom livetrak L12 und L20, Rode Rodecaster Pro II und vergleichbare Geräte, viele Cameras im oberen Preissegment usw.
100 % Sicherheit gibt allerdings nie. Es werden auch Geräte verkauft mit versteckten Mängeln, es werden gefakte Personalausweise abfotografiert um eine Seriosität vorzutäuschen! Wenn man ein paar freundliche Worte mit dem Anbieter gewechselt hat, dann kann man ihn auch fragen, ob er noch weitere Fotos machen und dir schicken kann (Betrüger besitzen das Gerät eher selten und brechen den Kontakt an dieser Stelle ab). Hilfreich ist es auch auf den anderen Plattformen zu schauen, denn oft werden die Produktfotos von echten Angeboten einfach geklaut und für das Betrugsangebot genutzt. Wenn ich sowas sehe, dann melde ich den Betrüger sofort, doch meistens dauert es nicht lange und das Produkt erscheint sofort wieder unter einem anderen Account.
Abholung, falls möglich, bringt auch Sicherheit. Kleinanzeigen war ja mal als der lokale Ableger von Ebay gedacht, wo es um Gebrauchtgeschäfte vor Ort ging – das geht bei Betrügern naturgemäß gar nicht!
So, das war es fast! Hab ich schon gesagt, dass ich schon tolle Sachen gebraucht erstanden habe, mit denen ich sehr glücklich bin: Diverse Recorder, Mischpulte, Camcorder, Stative usw.!
Ich finde es acuh unter oökologischen Gesichtspunkten gut durch den Gebrauchtkauf den „Produktzyklus“ zu verlängern! Stichwort: Nachhaltigkeit:
Manchmal kaufe ich mir ein Gerät aber auch neu. Zum Beispiel, wenn der Gebrauchtmarkt keine passenden Angebote liefert oder ich mir sehr sicher bin, dass ich das Gerät lange einsetzen werde – denn natürlich sind gebrauchte Geräte näher an ihrer Verschleißgrenze als ein neues. Denke nur an die maximale Zahl an möglichen Auslösungen bei einer Spiegelreflexkamera. Die kann gut aussehen und trotzdem schnell ihren Geist aufgeben, weil sie abgenudelt ist!
Ich hoffe ich konnte ein paar hilfreiche gedankliche Anregungen geben!