Tascam DR 44WL

Das Tascam DR 44 WL ist ein mobiler Digitalrecorder der 2025 nun seinen 10. Geburtstag feiert. Damals war er der erste Recorder, der mit einer App ferngesteuert werden konnte. Damit kann man den Recorder zum Beispiel vor einer Bühne platzieren und mit der App als Fernbedienung starten und Stoppen oder den Aufnahmepegel einstellen. Letzteres geht über die App sogar einfacher als über den etwas umständlichen Weg direkt am Gerät. Doch dazu später.
Der Recorder hat zwei „Betriebsmodi“, zum einen kann man ihn im 4-Spur-Modus betreiben oder als 4-Spur Multitrack-Recorder. Im erstgenannten Fall kann man entscheiden ob man 1,2,3 oder 4 Spuren gleichzeitig aufnehmen möchte. Ein solcher Anwendungsfall wäre zum Beispiel die Live-Aufnahme einer Band, wobei die beiden eingebauten Mikros von zwei weiteren Kanälen, zum Beispiel der Stereosumme eines Mischpultes, ergänzt werden. Hierzu benutzt man dann die beiden XLR-Kombibuchsen an der Geräteunterseite, die sowohl ein XLR Kabel aufnehmen als auch jeweils einen 6,3mm  Klinkenstecker.
Im Unterschied dazu nimmt man im Multitrackmodus die Spuren nacheinander auf. Das ist für Musiker interssant, die zum Beispiel auf Spur 1 eine Gitarre aufnehmen, auf Spur zwei gleichzeitig eine Gesangsstimme. Dann wird gestoppt und auf Spur drei ein weiteres Instrument aufgezeichnet, wobei die Spuren 1 und 2 gleichzeitig über Kopfhörer wiedergegeben werden sodass man dazu im Rythmus spielen kann. Die Mixerfunktion erlaubt es dabei die Lautstärken anzupassen. Möglich ist es auch einen Delay/Reverb.-Effekt mit einzubinden. Ich finde das Verfahren nicht sehr komfortabel und habe es nicht bis zum Ende ausprobiert! Es gibt dafür wesentlich komfortablere Geräte für Musiker, aber wenn man möglichst mobil sein möchte ist der kleine Tascam eine Überlegung wert.

Die einzelnen Kanäle landen dann bei der Aufnahme egal ob Mukltitrack oder 4-Spur Modus auf der Speicherkarte jeweils als eigene Datei pro Spur, wahlweise auch 1&2 oder 3&4 jeweils als Stereospur. Das ermöglicht eine gute Nachbearbeitung am PC.
Im Gegensatz zum Vorgängermodell dem DR 40 gibt es an der Oberseite einige Direktknöpfe, die schnelleren Zugriff ermöglichen. Meiner Meinung nach ging bei der Funktion des Einpegelns der Einzel- oder Stereokanäle der Schuss aber nach hinten los: Dazu muss man nämlich erst einen Knopf auf der Rechten Gehäuseseite drücken, worauf eine kleines Menü oben am Display erscheint, dann muss man noch die Spur anwählen, die man Pegeln möchte und erst dann funktioniert das Drehrad an der rechten Seite des DR 44, mit dem man den Aussteuerungswert anpassen kann. Umständlicher geht es kaum.
Ich möchte mich hier nicht weiter in technischen Feinheiten verlieren ( dazu gibt es ein paar links zu youtube) sondern gleich zur Praxistauglichkeit springen: Das Gerät kostet immer noch zwischen 150 und 200 Euro auf dem Gebrauchtmarkt. Das rentiert sich nur, wenn man die Remote-Funktion mit der App braucht. Ansonsten gibrt es den Nachfolger des DR 40, den DR 40X für circa 180 Euro neu. Direkter Konkurrent des Tascam könnte der etwa gleich alte Zoom H5 sein, der 2025 immer noch neu circa 200 Euro kostet, eine vergleichbare Aufnahmequalität bietet, allerdings ohne W-Lan Funktionalität aber mit einer leichteren Bedienbarkeit. Nachteil im Vergleich mit dem DR44 WL sind allerdings die ungeschützten Mikros. Der Tascam hat da aus gutem Grund Schutzbügel verbaut um die empfindlichen Mikros herum.

Einen medienpädagogischen Einsatz kann ich mir nur mit älteren Jugendlichen oder mit Erwachsenen vorstellen, denn die vielen Einstellmöglichkeiten und Formate können schnell zu Fehlern führen. Obwohl, oder vielleicht auch weil, ich schon mit vielen Recordern Erfahrungen gemacht habe, sind mir die Aufnahmen einer Band im Proberaum misslungen. Bis zur Pause hatte ich im 4-Spur Modus aufgenommen. In der Pause kurz reingehört, alles okay. Dann wieder zurück in den Aufnahmemodus und aus Versehen den Multitrackmodus aktiviert. Der Druck auf die Aufnahmetaste im dunklen Proberaum  bringt die Fehlermeldung aufs Display, dass eine Spur ausgewählt werden muss – die konnte ich mir dann nach der Probe auf dem Display ansehen.

Mein Fazit: Tolles Gerät, das eine gute Aufnahmequalität liefert, sogar das Broadecast Wavefile Format mit 24Bit bei gleichzeitiger/paralleler mp3 Aufzeichnung ist möglich. Aber Schwächen bei der Bedienerfreundlichkeit. Robust wirkendes Plastik/Aluminium Gehäuse, viele Knöpfe und ein etwas schwammiges Hauptdrehrad entsprechen dem Preis und sind wohl verschmerzbar. Das Display ist gut ablesbar, jedoch nicht, wie bei vielen aktuellen Geräten mehrfarbig. Wer die App-Fernbedienung braucht sollte sich das Gerät mal genauer anschauen – eine wesentlich bessere Aufnahmequalität bieten die aktuellen Geräte in dieser Preisklasse auch nicht. Ohne Remote scheint mir der H5 von Zoom eine gute Alternative zu sein!
Link 1 zu youtube (auf eigene Gefahr!): <klick>
Link 2 zu youtube (auf eigene Gefahr!) <klick>