Canon C 100 MKII

Wer viel filmt und dabei den Komfort eines Camcorders liebt, aber ebenso die Arbeitsweise mit einer einer DSLR (Spiegelreflexkamera) und Wechselobjektiven, für den gibt es die Zwittergattung der cinematographischen Camcorder. Diese versprechen das Beste aus beiden Kategorien zu vereinen. Das ist der Grund, warum ich mir vor etlichen Jahren eine gebrauchte Canon C100 Mark II angeschafft habe. Eine ziemlich professionelle Kamera, die als Workhorse einmal sehr beliebt war. Link zur Kamera auf der Canonseite <klick>.
Die Kamera gibt es seit 2014, als Nachfolgemodell für die Mark I, die zwei Jahre vorher auf den Markt kam. Zahlreiche Tests/reviews finden sich auf youtube und ein paar beschäftigen sich auch damit, ob so ein altes Ding auch heute noch relevant sein kann.
Mit geht es hier darum zu zeigen, warum so eine Kamera für den Einsatz in der Medienpädagogik ein interessantes Gerät sein kann!

Grund 1: Der Preis für den Body
Los geht es mit dem Gebraucht-Preis, der je nach mitgeliefertem Zubehör und Modell (Mark I ist günstiger, als MarkII) zwischen circa 500 und 2000 Euro liegt. Habe ich gerade (24.10.2025) bei Kleinanzeigen gecheckt.

Grund 2: günstige (gebrauchte) Objektive
Oft wird kein Objektiv mitverkauft, in diesem Fall muss man sich selbst darum kümmern. Fürs erste reicht ein Canon Zoom-Objektiv mit Autofocus, wie das 18-135mm. Das deckt schon das meiste ab. Gebraucht ist es zwischen 150 und 500 Euro zu bekommen, je nach Güte und Zustand. Ein „EFS-Nano“-Modell wäre für den Hausgebrauch super. Es geht los bei Blende 3,5 – das ist für die meisten Lichtsituationen ausreichend.

Grund 3: Günstige Akkus
Weiter geht es mit den Akkus, die neu ganz schön ins Geld gehen können. Gebrauchte BP-955 kosten circa 50 Euro, ein neuer Ersatztyp für den größeren BP-975 schlägt dagegen nur mit 25-50 Euro zu Buche. Neue Original-Canon-Akkus sind dagegen überteuert. Bei mir laufen einige Ersatztypen wirklich einwandfrei und hinreichend lange.

Grund 4: Die Bildqualität
Da gibt es mehrere Faktoren, von der Auflösung („nur“ Full HD), den Farben (sehr schön und natürlich), den Formaten (ich benutze als Standard mp4 mit 25 Bilden pro Sekunde und der Datenrate von 35Mbps) und natürlich der Lichtstärke des verwendeten Objektivs und dem Sensor. Grundsätzlich arbeitet die Canon intern mit 4K Auflösung und skaliert das Bild bei der Ausgabe runter auf Full HD. Das ist ein weiterer Grund für die wirklich gute Bildqualität. Mir selbst reicht Full HD immer – die Kinos hatten bis vor wenigen Jahren auch nichts anderes (okay, wegen cinemascope gab es rechts und links ein paar Pixel dazu) – doch wer unbedingt 4K, braucht, weil er z.B. fürs TV produziert muss dann eben eine neuere Kamera wählen.

Grund 5: Das Handling
Vorsicht, jetzt kommt er ins Schwärmen! Viele Knöpfe außen dran, ND-Filter eingebaut (wer gerne mit Hintergrundunschärfe arbeitet, der weiß wie wichtig das ist!), ergonomischer Handgriff und Henkel – damit gelingen viele Aufnahmen aus der Hand. Mit Übung kann man das Ding fast blind bedienen. Es hat einen Sucher – wichtig für Außenaufnahmen bei viel Sonne. Bei vielen neuen Kameras sparen sich das die Hersteller. Eine HDMI-Buchse im großen Format für einen Kontrollmonitor. Ein schwenkbares Display und ein übersichtliches Menü. Ein leiser Lüfter, der sich bei der Aufnahme ausschaltet, eine Audioabteilung für externe Mikros mit Phantomspeisung und ein schneller Autofocus, der wunderbare Schärfenwechsel ermöglicht! Uvm.!

Grund 5: Die Sensorgröße
Die Sensorgröße von 35mm (Vollformat), hier mit 8,29 Megapixeln, lässt wunderbares Bokeh zu und natürlich das Spielen mit Schärfeebenen (Schärfe ziehen). Genau das, was man vom Kino her kennt und liebt! Durch die größeren Pixel und deren Abstände gewinnt die Bildqualität dazu – technischer will ich hier gar nicht werden –  aber das 35 mm Format ist eben ein großer Vorteil gegenüber zum Beispiel dem keineren APSC-Format.

Praxis:
Ganz oft benutze ich den Camcorder um Kindern und Jugendlichen oder auch meinen KursteilnehmerInnen zu zeigen, wie sich die Einstellungenen des Belichtungsdreiecks, also die Wechselwirkung zwischen ISO, Blende,  (Shutter/Verschlusszeit lasse ich fest bei 1/50)  und unterschiedliche Brennweiten auf das Bild auswirken. Dazu brauche ich nur einen Externen Monitor und ein HDMI-Kabel, das direkt am Camcorder hängt.
Die Größe des Camcorders lässt ihn auch professionell wirken und wir alle arbeiten gerne mit „Profi-Geräten“, vielleicht, weil sie uns selbst irgendwie gefühlt zum Profi machen.
Den C 100 Mark II setze ich gerne als Handkamera ein, wofür er bei mir in ein kleines Rig eingebaut ist, das mit den zwei Handgriffen ein brauchbares ruhiges Bild liefert. Wenn ich ein Stativ einsetze, dann nehme ich gerne meinen Mark I her und verwende Wechselobjektive.

Mein Fazit:
Mir macht das Gerät bei jedem Einsatz Freude (ich habe auch noch 3 Stück C 300 Mark I, die ich jedoch viel seltener verwende), weil das Handling toll ist und die Bildqualität passt.
Mittlerweile habe ich zwar auch einen Computer, mit dem ich 4 K schneiden könnte, doch die Anforderungen an die Hardware für 4K sind deutlich höher, natürlich damit auch teurer.
Für die medienpädagogische Praxis ist die C100 technisch und preislich aus meiner Sicht immer noch ein tolles Gerät – nicht nur, weil die beste Kamera immer die ist, die man besitzt.
Wichtig ist vor allem, dass man sein Werkzeug gut kennt, nur so lässt sich das Beste aus dem Equipment herausholen.