Zoom H6 Digital Recorder

Der Zoom H6 ist der dritte Recorder von Zoom, den ich angeschafft habe. Damals für weit über 750 Euro im Bundle mit der Fernbedienung und dem Windschutz, sowie dem MS-Kugelkopf und dem Shotgun-Mikrofon mit Keulencharakter. Heute (2021) kostet das Gerät alleine etwas mehr als die Hälfte.

Doch was ist das eigentlich für eine Gerätegattung? Wie das heute so üblich ist, sind eine ganze Menge an Funktionen verbaut, die da sind:

– Audio-Interface, das sowohl an Apfelgeräten (Adapter) als auch an PC-und
Notebook-Hardware funktioniert.
– Stand-Alone Mobil-Rekorder mit bis zu 6 Kanälen. Bei Kauf einer Erweiterung
auch bis zu 8 Kanäle
– Multitrack-Recorder (für Musiker – gleichzeitige Aufnahme und Wiedergabe von
Spuren)
– 4 XLR Kombibuchsen mit schaltbarer Phantomspeisung für externe
Kondensatormikrophone, Pad-Schalter pro Kanal, Drehpoti für Aussteuerung
– Aufnahme im mp3-Format bis zu 320 kbps (komprimiert) oder im wav-Format
mit 96 kHz/24bit (unkomprimiert)
– SD-Kartenspeicherung
– farbiges Display, eingebauter Lautsprecher, Line-Out (stereo-Miniklinke) und
so weiter…

Hier steigen die meisten schon aus, weil es schlicht zu viel wird. Die wenigsten User werden den vollen Funktionsumfang nutzen bzw. brauchen.
Interessant ist der mitgelieferte XY-Stereo Mikrophonaufsatz XYH-6, der umschaltbar von 90 auf 120 Grad Aufnahmewinkel ist und mit dem wohl die meisten Aufnahmen gemacht werden. Wenn mal eine Aufnahme mit starker Richtcharakteristik nötig ist braucht man den Mikrophonaufsatz SSH-6 ein Stereo-Shotgun-Mikrophon.

Praxis:
-als Handheld Recorder mit dem Standardaufsatz: Nach dem Einschalten (den Schieberegler in Postion halten, bis sich auf dem Bildschirm was tut) wählt man im Menü das Aufnahmeformat aus (ich nehme immer das Beste: .wav, mit 96 kHz / 24 bit, denn runterrechnen geht immer!). Mit den Knöpfen LR wählt man das aufgesetzte Stereomikrohon aus. Nun kann man oben am Drehregler pegeln – die lauteste Stelle sollte -6db nicht übersteigen. Natürlich kann hier der Limiter zugeschaltet werden. Die Aufnahme startet mit dem Drücken der Taste mit dem roten Punkt. Pausieren lässt sich die Aufnahme mit der Pausentaste (der Take kann dann mit weiterem Drücken der Pausentaste fortgesetzt werden)oder mit der Stoptaste kann angehalten werden. Das reicht in den meisten Fällen schon aus für ein Interview oder das Aufnehmen von Geräuschen oder Atmo. Mit Drücken der Playtaste wird die letzte Aufnahme abgespielt – um zu hören ob was aufgezeichnet wurde reicht hier der interne Lautsprecher.
So einfach geht es und die Qualität der Aufnahme ist wirklich sehr gut und die Bedienung ist bis hierher recht komfortabel, dank des farbigen Displays. Im grellen Sonnenlicht sieht man hier unter Umständen aber gar nichts mehr. Das führte bei mir mal dazu, dass ich immer aufgenommen habe, wenn ich es nicht wollte und umgekehrt. Noch dazu habe ich das Ganze nicht kontrolliert! Learning it the hard way!
Super ist auch der Keulenaufsatz mit recht ordentlicher Richtcharakteristik, d.h. Klänge von der Seite werden gut unterdrückt.
Für Außenaufmahmen braucht es unbedingt den Puschel (dead cat) Überzug, was bis kurz vor dem Sturm auch bei etwas Wind gute Ergebnisse garantiert.

Soweit so gut! Doch warum soll ich mir statt des günstigeren Zoom H4n Pro den H6 kaufen? Nur dann, wenn ich mehr als zwei externe Kondensatormikrophone anstecken möchte, z.B. an einem Filmset! Die im Vergleich zum H4 besseren Mikrophon-Vorverstärker wären für den Einen oder die Andere wohl auch ein Grund.
Bei der Nutzung als Fieldrecorder mit allen Kanälen und Kabeln sollte man den H6 nicht auf einen Tisch legen (kann dann bei Zug am Kablel leicht mal abstürzen). Hier wäre dann der Kauf eines Adapters fällig, mit dem man den H6 sicher an einem Mikroständer befestigen kann.
Das Gerät liegt gut in der Hand und die Kunststoffoberfläche ist nicht rutschig.
Der Batteriedeckel ist das Einzige, was ich nach mehr als 5 Jahren ersetzen musste (20 Euro inkl. Versand für ein kleines Stück Plastik, ist ordentlich!), denn wenn man den Deckel beim Batteriewechsel zu weit nach hinten biegt brechen die Plastiknasen ab. Außerdem ist der Deckel im Lauf der Zeit immer klebriger geworden, wohl weil das Plastik durch Sonne und Alter angefangen hat sich aufzulösen. Stark abgeschwächt gibt es den klebrigen Weichmachereffekt leider auch am Rest des Gehäuses.
Den MS-Mikroaufsatz hab ich mir mal gekauft ohne ihn je benutzt zu haben – irgendwann werde ich die wirklich interessante mid-side-stereo Technik aber mal ausprobieren. Zufällig habe ich bei Ebay die Tasche von HAMA, Modell „Zoom“ entdeckt, die nun zur Aufbewahrung dient. Immer dabei habe ich das Netzteil und das USB-Kabel, mit dem selten gewordenen alten Anschluss.

Fazit: Super Gerät, das gute Audio-Qualität liefert, für den, der mehr Kanäle braucht oder Wert auf die etwas besseren Mikrophon-Vorverstärker legt. Mit externem Mikro reicht der H6 auch aus für viele professionelle Anwendungen.
Zwischen dem H4n und dem H6 gibt es noch den H5, der zwei XLR-Anschlüsse und den Wechselanschluss für die Mikrokapseln bietet. Das Gerät ist seit mehr als 10 Jahren im Angebot von Zoom – ein eindeutiges Pro-Argument – es verkauft sich wohl immer noch gut!
Was ich persönlich am H6 schätze ist die Übersichtlichkeit und die großen Regler für das Pegeln der Eingangssignale. Mit dem Limiter bin ich nicht ganz zufrieden ich benutze ihn nicht. Das gleiche gilt für die Multitrackerfunktionen für Musiker – da gibt es sicher komfortablere Lösungen!
Als mobiles Teil mit Umhängetasche ist er mein Lieblingsrecorder – zumal auch die Batterielaufzeit ausreichend ist.